Von den rund 18 000 in Ahrensburg arbeitenden Menschen pendeln 80% aus dem Umland ein, zumeist mit dem Auto. Viele Einpendler würden gerne in Ahrensburg leben, aber eine freie 70qm Wohnung ist unter einer Warmmiete von 1 000 Euro nicht zu haben. Das ist für Bezieher mittlerer oder geringer Einkommen kaum zu stemmen. Der Mangel an günstigem Wohnraum ist jedoch nicht nur ein soziales Problem. Unternehmen fehlen die Arbeitskräfte, der Stadt entgehen Steuereinnahmen und alle leiden unter dem Pendlerverkehr. In Ahrensburg gibt es aktuell 500 geförderte Wohnungen. Dies entspricht nur 3% des Wohnungsbestandes. In vergleichbaren Städten wie Bad Segeberg oder Pinneberg sind es 5%. Um ebenfalls eine Quote von 5% zu erreichen, müssen bis 2030 700 neue Sozialwohnungen gebaut werden. Obwohl alle Fraktionen den aktuellen Mangel erkennen, ist der Weg zu mehr Sozialwohnungen kompliziert. Wenn ein privater Investor eine 70qm Wohnung als Sozialwohnung vermietet, gehen ihm, verglichen mit einer frei vermieteten Wohnung, über die Laufzeit von 30 Jahren ca. 100 Tausend Euro an Miete verloren. Dieser Ausfall wird nur ungenügend durch Zinsvergünstigungen und geringere Baukosten kompensiert. Daher baut kaum ein Privatinvestor freiwillig Sozialwohnungen und zwingen kann man ihn baurechtlich meistens nicht.
Nur dann, wenn entweder städtische Grundstücke bebaut werden oder wenn Investoren für ihre Pläne die Änderung bestehenden Baurechts brauchen, kann die Stadt den anteiligen Bau von Sozialwohnungen erwirken. Auf dem städtischen Grundstück Kastanienallee sollen 100 Sozialwohnungen entstehen und mit Investoren auf dem „Ex-VW-Gelände“ und der Reitbahn wird aktuell verhandelt. Ziel ist in beiden Fällen 30% Sozialwohnungsanteil.
Vermutlich kommen wir damit auf 140 neue Sozialwohnungen bis 2019, aber wir brauchen bis 2030 mindestens 700, um auslaufende Sozialbindungen zu kompensieren und das Angebot zu verbreitern. Das wird nur gelingen, wenn die Stadt geeignete Grundstücke erwirbt und zur Verfügung stellt. Es wird ein langer und steiniger Weg, aber der breite politische Konsens macht Mut, dass es klappen kann.
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