Monatsarchiv September 2020

VonPeter Egan

Umbenennung von bis zu 50 Straßen in Ahrensburg ?

In Ahrensburg sind  ca. 50 Straßen und Einrichtungen nach Persönlichkeiten benannt,  die den Zeitgenossen aus verschiedensten Gründen ehrwürdig erschienen. Jedoch waren weder die preußischen Staatsmänner noch die niederdeutschen Dichter  prägend für unsere Stadt.

Ganz anders Graf Schimmelmann. Er  erwarb das Schloss in 1759, baute es im Barockstil um und strukturierte die barocke Achse von der Schlosskirche über das Rondeel bis zum Dreizack. Diese Strukturen prägen nach 250 Jahren immer noch unsere Stadt.

Eine andere prägende Person war unser Ehrenbürger Alfred Rust.  Vor 100 Jahren erforschte der Autodidakt  unser Tunneltal und entdeckte eine eiszeitliche Kultur. Wenn heute von der 12 000 Jahre alten „Ahrensburger Kultur“  die Rede ist, verbinden Interessierte  dies mit Rust, dem Tunneltal und unserer Stadt.

Dass Schimmelmann  sein Vermögen auch mit Sklavenhandel machte und dass Rust, um dem Wehrdienst zu entgehen, durch die Mitgliedschaft in einer SS-Unterorganisation für Archäologen belastet  war, war bei den Ehrungen bekannt, aber unseren Vorgängern  ging es primär um die Verdienste für die Stadt.

CDU/Grüne/SPD/Linke beantragen nun die Gründung einer Kommission, in der mehr als 50 Persönlichkeiten auf ihre political correctness aus heutiger Sicht überprüft werden sollen. Diese Tugendkommission soll Empfehlungen aussprechen, welche der 50 Straßen umzubenennen sind.

Die WAB lehnt dieses Ansinnen ab. Die Beurteilung historischer Persönlichkeiten mit unseren heutigen Wertvorstellungen ist ahistorisch und negiert historische und kulturelle Zusammenhänge. In keinem der Fälle gibt es neue Informationen, die den Grund für die damalige Ehrung obsolet erscheinen lassen. Wir finden es bigott, dass wir uns weiter mit dem Schloss und dem Tunneltal schmücken,  aber die Schöpfer und Forscher totschweigen wollen. Am meisten erzürnt uns jedoch, dass  diese Kommission über die Köpfe der Anwohner hinweg agiert. Wenn Sie in einer umzubenennenden Straße wohnen, müssen sie diverse Dokumente umschreiben lassen, Geschäftspapiere neu erstellen, alles natürlich auf eigene Kosten. Die Stadt soll diese Aktion 62 308 Euro kosten und Personal binden, als wenn wir nichts Wichtigeres zu tun hätten.

Die Entscheidung fällt in der Stadtverordnetenversammlung am 28.09. Wir appellieren an die Vernunft  der CDU,  mit der WAB diese Pläne abzulehnen.