Alle Parteien in der Ahrensburger Stadtverordnetenversammlung haben gemeinsam eine Einwohnerversammlung zum Thema S4 und zur geplanten Gütertrasse gefordert. Das ist gut und wichtig. Bis 2002 hat es schon einmal eine S4 nach Ahrensburg gegeben. Es scheint wenig dagegen zu sprechen, dass es wieder eine gibt. Wirklich bedenklich ist: Die Themen, welche die Bürgerinnen und Bürger Ahrensburgs im Zusammenhang mit der Bahnstrecke derzeit am heftigsten beunruhigen, sind die Zerstörung von ca. 250.000 m² Naturschutzgebiet im Tunneltal und die geplanten 6 m hohen Schallschutzwände beiderseits der Bahnlinie. In der Öffentlichkeit fast unbekannt ist jedoch, dass diese Maßnahmen allein durch den massiven Ausbau der Gütertrasse verursacht werden. Hier wirft die Deutsche Bahn aus meiner Sicht geschickt mit Nebelkerzen. Der Ausbau ist längst gerichtsfest beschlossen und damit sind es auch die überdimensionalen Lärmschutzwände und die Zerstörung von Teilen des Naturschutzgebietes Tunneltal. Für eine S4 sind sie nicht nötig. Eine DB-Nebelkerze verbirgt auch erfolgreich, dass durch die neue Gütertrasse die Verbindung vom FFH-Biotop Tunneltal zum Neuen Teich und zum Bredenbeker Teich und in den Duvenstedter Brook gekappt wird. Das FFH-Biotop Tunneltal wird so weitgehend seiner Funktion beraubt. Die Maßnahme bedeutet z.B. das Aus für unsere „Wasserdrachen“, wie die dort geschützten Kammmolche liebevoll genannt werden. Die Weltnaturschutzkonferenz (Montreal, Dezember 2022) fordert, alles zu tun, um die biologische Vielfalt zu erhalten. Für die Bahn bedeutet das, Teile ihres Trassenprojektes unter Berücksichtigung dieser neuen globalen Maßgaben neu zu denken. Lassen Sie uns also gemeinsam für eine Verlegung der Gütertrasse auf die Strecken Lübeck – Lauenburg bzw. Bad Kleinen kämpfen – nicht gegen die S4!
Regen wir uns nicht nur über die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes auf – unser „Regenwald“, unsere schützenswerten Tiere sind hier. In Ahrensburg. In unserem Tunneltal. Lassen Sie uns gemeinsam für die Erhaltung der Artenvielfalt in Ahrensburgs Naturschutzgebieten, Parks und Gärten kämpfen! Artenschutz ist Klimaschutz!
Der von einem Teil der Ahrensburger Kaufleute initierte Bürgerentscheid möchte erreichen, dass, ganz grob innerhalb der Ahrensburger Innenstadt, kein einziger öffentlicher PKW Stellplatz aufgehoben werden darf, ohne einen Ersatzplatz ebenfalls im Innenstadtbereich auszuweisen. In die Zählung dürfen keine privaten Plätze in Parkhäuser eingehen. Es zählen nur die öffentlichen Plätze, die die Stadt ausweist und/oder bewirtschaftet.
Entzündet hat sich die Kontroverse bei der Planung der Umgestaltung der Hamburger Str, bei der die Politik entschieden hat, ca 40 Plätze entlang der Straße im Zuge der Renovierung anderen Nutzungen zuzuführen. Zum einen sollten die Nebenflächen größer werden, damit die tatsächlichen Kunden bequemer zu den Geschäften kommen, zum anderen war eine Neuordnung des Verkehrs nötig, da eine gefahrlos Nutzung des nach aktueller Rechtslage viel zu schmalen Radwegs nicht mehr möglich ist. Wenn wir die Strasse anfassen, müssen wir uns an geltendes Recht halten. Die alte Gestaltung war nicht wieder herzustellen.
Als dann beschlossen wurde, keine Tiefgarage unter dem Stormarnplatz zu errichten, ist die Stimmung eskaliert. Die Kaufleute meinen, dass es zu wenige Stellplätze gäbe und wollen deshalb jeden einzelnen erhalten.
Wir Politiker haben es uns aber nicht leicht gemacht: Zunächst haben wir selbst gezählt, dann ein Büro beauftragt, um eine Grundlage für unsere Entscheidungen zu haben. Das Ergebnis war, dass es zu jeder Zeit genügend Parkmöglichkeiten in direkter Innenstadtnähe gibt!
Als einzig logische Konsequenz wurden die Planungen für eine große Tiefgarage eingestellt. Wir konnten nicht rechtfertigen ca 10 Mio oder mehr für eine Bauwerk für die Ewigkeit auszugeben, welches gar nicht benötigt wird. Ahrensburg hat andere, dringendere Probleme. Es steht ein Schulneubau an, der die Stadt personell und finanziell sehr fordern wird und auch im Sportbereich sind erhebliche Investitionen unbedingt nötig. Im Gegensatz zu Parkplätzen gehören Schulen zu den unbedingt zu erledigenden Pflichtaufgaben einer Stadt. Wenn nicht beides geht, haben die Schulen automatisch Vorrang.
Darüber hinaus gab und gibt es das Ziel, den Parksuchverkehr im Innenstadtbereich zu reduzieren. Durch einige wenige Plätze in Nebenstraßen werden PKWs in die Stadt gelockt. Die meisten Fahrten sind jedoch vergeblich, da es sich nur eine sehr geringe Zahl von Plätzen handelt. Die vergeblichen Sucher kreisen durch die Stadt und machen den Aufenthalt im Bereich der Großen Straße und des Rondeels sehr unattraktiv.
Übrigens ist das nicht nur Meinung der Stadtverordneten, sonder auch schon der Profis der CIMA, die vor einigen Jahren bereits die Reduzierung des Parksuchverkehrs und die Förderung anderer Verkehrsträger in unser Stadtentwicklungskonzept geschrieben haben, um die Innenstadt zukunftsfähig zu halten.
Dieses Konzept wurde damals auch mit den Kaufleuten zusammen erarbeitet, so dass es heute um so mehr wundert, welches Ziel eigentlich hinter der völligen Blockade einer Innenstadtentwicklung steckt.
Ältere Mitbürger führen immer die Diskussionen rund um die Schließung des Rondeels an. Auch damals fürchteten die Kaufleute, dass ohne die Straße vor den Geschäften die Innenstadt unattraktiv würde. Ich glaube, niemand will heute wieder die alte Bundesstraße durch die Innenstadt führen.
Sollte der Bürgerentscheid erfolgreich sein, wird für mindestens zwei Jahre jede verkehrliche Umgestaltung der Innenstadt unmöglich. Angesichts des rasenden Wandels der Verkehrsträger hin zu E-Bikes, Lastenrädern und E-Scootern für die kurzen Strecken, die Ahrensburg zum Glück reichlich hat, wäre das tragisch!
Niemand in der Politik hatte vor, die Ahrensburger Innenstadt für PKW zu sperren. Das ginge schon allein nicht, weil einige hundert private Stellplätze sich in dem Bereich befinden. Gut wäre aber, wenn wir dem Wunsch der Menschen nach mehr Qualität beim Aufenthalt entsprechen könnten. Die wirklich radikale Forderung der Kaufleute ist uns deshalb völlig unverständlich.
Es bleibt ein weiterer Aspekt, der sehr handfest ist: Ahrensburg bekommt aus Landesmitteln erhebliche Beträge für die Instandhaltung und Renovierung des Innenstadtbereichs. Ein zweijähriger Stopp wird die Stadt wahrscheinlich Millionen an Fördermitteln, die nicht abgerufen werden können, kosten. Das wäre eine Dummheit sondergleichen, da die Stadt selbst diese Mittel nicht aufbringen könnte.
Deshalb bittet die WAB beim Bürgerentscheid mit „Nein“ zu stimmen!
Die Stadt muss handlungsfähig bleiben und die Forderungen der Kaufmannschaft scheinen uns inkonsistent und unüberlegt.
Dr. Detlef Steuer
Da die große Politik weit weg mit sich selbst beschäftigt ist, möchte ich den Moment nutzen, und für die kleine Politik werben. Eine Wählergemeinschaft wie die WAB ist keine Partei, sondern ein lokaler Zusammenschluss unabhängiger Bürger:innen, die sich einbringen wollen, um das eigene Gemeinwesen im Ehrenamt zu gestalten.
Vor fast exakt 20 Jahren bin ich aus beruflichen Gründen nach Ahrensburg gekommen. Seit letzter Woche nun bin ich Vorsitzender der WAB und spätestens damit hier zuhause. Wer sich lokalpolitisch engagiert, erlebt, neben manchen Fehlschlägen, wie man als Einzelne:r Einfluss auf Entscheidungen nehmen kann. Oft geht es nicht um die großen Dinge, wie Tiefgaragen oder Turnhallen, die als Schlagzeilen verbreitet werden. Von all den Entscheidungen in meinen Ausschüssen der letzten Jahre hat mich der Erhalt der Buswartehäuschen für das Gartenholz am meisten gefreut. Natürlich steht das nicht in der Zeitung, aber für die Lebenswirklichkeit in der Stadt und im Viertel macht es einen Unterschied! Dafür lohnt sich das lokale Engagement und die investierte Zeit.
Im letzten WAB-Beitrag vom 14. Juli beschrieb ich den Zielkonflikt zwischen dem Ausbau der Infrastruktur und dem Klimaschutz und habe auf die Fragwürdigkeit des Baus der Tiefgarage hingewiesen. Schon bei der Produktion des benötigten Betons würden sehr große Mengen CO2 freigesetzt. Deswegen freuen wir von der WAB uns, dass wir mit CDU und Grünen nun beschlossen haben, aus vielfältigen Gründen auf die Tiefgarage zu verzichten.
Dies gibt uns den finanziellen Spielraum, forciert in die Produktion von grünem Strom durch Photovoltaik auf den Dächern der öffentlichen Gebäude zu investieren. Die Stadt verbraucht pro Jahr 2,5 Millionen kWh Strom in Schulen, Kitas, Rathaus und so weiter. Ziel ist es, diesen Strom zukünftig selber zu produzieren, also auf unseren Dächern insgesamt so viel Strom zu erzeugen, wie wir in den Gebäuden verbrauchen. Das ist keine Utopie, sondern kann geschafft werden, wenn die Politik die Ressourcen zur Verfügung stellt.
Der Klimaschutz durch Reduzierung des Ausstoßes von Treibhausgasen wird Teil unseres Alltags. Elektroantrieb, Photovoltaik und bessere Wärmedämmung helfen uns, aber wir merken auch, wie zäh das Rennen wird, wenn es um die Änderung unseres energieintensiven Alltags geht. Wir haben Ansprüche an unsere Lebensqualität, unsere Mobilität und an öffentliche Infrastruktur, die oft im Konflikt mit den Klimazielen stehen.
Im Mai präsentierte die Verwaltung die geplanten Maßnahmen zum Stadtmarketing in 2021 sowie ein Konzept zur Entwicklung einer übergreifenden Stadtmarke. In 2021 konzentrieren wir uns auf die Abfederung der Pandemiefolgen und die Entwicklung von digitalen Kommunikationsplattformen, auf denen sich die Stadt und unsere Unternehmen präsentieren können. Stichworte sind der Aufbau eines Panoramaportals der Stadt und die Socialmedia-Plattform #AhrensburgZusammen.
Schon vor einigen Jahren hat die Stadt eine Gelegenheit genutzt, den Alten Speicher am Marstall zu kaufen, um ihn auch mit Landeszuschüssen zu sanieren. Jetzt soll das ganze Ensemble rund um das Schloss wachgeküsst werden. Die Stadtverordneten haben kürzlich beschlossen, aktiv nach Interessenten für die Nutzung und den Betrieb des Gebäudes zu suchen.
Bevor wir die Sanierung angehen, braucht die Stadt eine Idee, wie mit diesem historischen Erbe respektvoll, aber auch zum Nutzen der heutigen und künftigen Einwohner umzugehen ist. Schlendern Sie doch beim nächsten Spaziergang rund ums Schloss einmal ganz bewusst hinter den Marstall an den Teich zwischen Speicher und Gutshof.